Das neue Standardportfolio

Ich habe vor Jahren ein Standardportfolio entwickelt, das ich mittelfristig jedem empfehlen könnte. Es unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was die meisten Vermögensverwalter aufzeigen. Allerdings waren bei mir immer Gold und Emerging Markets relativ hoch gewichtet.

Gold halte ich, weil die hohen Verschuldungsgrade der Staaten die Währungen schwächen. Auch verstärkt die hohe Krisenanfälligkeit der Wirtschaft die Suche nach sicheren Häfen.

Emerging Markets habe ich trotz schlechter Performance in den letzten Jahrzehnten immer mit dabei. Gerade in schwierigen Zeiten sind sie manchmal ein Segment, das besser läuft. Ich habe sie auch im Portfolio, weil ich mich mehr am Bruttoinlandsprodukt der Märkte als an ihrer Marktkapitalisierung orientiere.

Anleihen berücksichtige ich seit dem Zinshoch wieder. Ihre Bonität ist durch die abnehmende Kredittragfähigkeit der Staaten bedroht. Das A-Rating werden sie erst verlieren, wenn sie keiner mehr haben will.

Neuerdings habe ich auch die neue Anlageklasse Bitcoin beigemischt. Er hat wegen seiner begrenzten Verfügbarkeit und seiner weltweiten Handelbarkeit ähnliche Eigenschaften wie Gold. Auch die großen Vermögensverwalter nehmen den Bitcoin jetzt nach und nach in ihre Portfolios auf.

So stellte sich mir bis vor kurzen ein ausgewogenes mittelfristiges Standardportfolio dar. Allerdings haben sich mit der Regierung Trump  die Gewichte der Weltwirtschaft tektonisch verschoben. Das ist nicht alleine Trump anzulasten. Er beschleunigt nur eine Entwicklung, die schon länger stattfindet. Die großen Linien:

  • Wir gehen auf eine multipolare Welt zu, die sich im Wettbewerb miteinander befindet. China, USA und Europa sind die großen Player. Wobei China in vielen Bereichen an Stärke gewinnt. Die USA lassen in ihrer Führungsposition jetzt auch mit eigenem Antrieb nach. Und Europa ist ein schlafender Riese, bei dem nicht klar ist, ob er jemals aufwachen wird. Die übrigen Emerging Markets mit Russland, Indien und Brasilien könnten das Ringen der Großen entscheidend mit beeinflussen und auch selber zu bedeutenden Mächten werden.
  • Der Dollar als Welt-Reservewährung wird an Bedeutung verlieren. Und die USA werden nicht mehr lange die Welt-Finanzströme kontrollieren können. Mit der neuesten Politik beschleunigen die USA noch diesen Prozess.
  • Der hohe Verschuldungsgrad – besonders der USA – könnte zu einer Neustrukturierung von Währungen und Schulden führen.

Für die Anlagestrategie heißt das:

  • Bonds sind die gefährlichste Anlageklasse überhaupt. Um Liquidität zu halten, sollte man aber einige Kurzläufer haben.
  • Gold und zunehmend Bitcoin könnte in der Übergangszeit zu einer neuen Ordnung als Sicherheitsanker dienen.
  • Aktien werden alle Krisen überdauern, da sich gute Firmen und die Wirtschaft als Ganze allen Veränderungen anpassen und das Beste daraus machen.
  • China und die Emerging Markets werden entsprechend ihrer Wirtschaftskraft an Bedeutung gewinnen.
  • Europa könnte man höher gewichten, als es der gegenwärtige Welt-Aktienindex vorsieht. Europa hat noch nicht die Marktkapitalisierung erreicht, die seiner Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft entspricht. Allerdings wird sich der Weltaktienindex in diese Richtung entwickeln, wenn die europäischen Aktienmärkte und ihre Währungen im Wert steigen.
  • Die USA bleiben eine hoch-innovative Wirtschaft mit überaus tiefem Finanzmarkt. Militärisch und geostrategisch ist ihre Dominanz unangefochten. Ihre Bevölkerungsbilanz ist im Gegensatz zu ihren Wettbewerbern positiv. Die Bildung und die Lebenserwartung jedoch nehmen in den USA allerdings in der Breite ab. Allerdings haben sie (noch) die weltbesten Universitäten. Sie haben auch immer wieder bewiesen, dass sie sich selber erneuern können. Deshalb werden die USA ihre Vormachtstellung in vielen Bereichen noch eine ganze Zeit lang behalten.

Deshalb ist hier mein neues Standard-Portfolio:

  • 15 % Euwax Gold II
  • 5 % Europäische Kurzläufer
  • 5 % Bitcoin
  • 10 % MSCI Emerging Markets
  • 5 % Stoxx Europe 600
  • 60 % FTSE All World

Man könnte den Aktienanteil auch nach Regionen aufteilen und entsprechend gewichten. Für ein langfristiges Portfolio ziehe ich allerdings vor, einen sich dynamisch entwickelnden Welt-Aktienindex dabei zu haben.

Alternativ könnte man den Aktienteil (75 %) auch in den Gerd-Kommer-Multifaktor ETF (WELT0A) investieren.

 

Ich habe auch schon sehr lange ein ganz einfaches Portfolio laufen, das noch besser abgeschnitten hat. Ich nenne es „All World BIP“:

  • 20 % Xetra Gold
  • 20 % MSCI Emerging Markets
  • 60 % MSCI All Countries World

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

26 − 22 =