Ein Gläubiger müsste ein guter Spekulant sein. Und ein Spekulant könnte auch ein guter Gläubiger sein. Für beide ist die Zukunft ein Hoffnungsort, wo ihre begründeten Ahnungen in Erfüllung gehen sollen. Oder: die Zukunft ist ihnen ein Ziel, das sie in Umrissen zu erkennen glauben und für die sie sich in der Gegenwart positionieren.
So schreibt der Hebräerbrief: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1) Das müsste auch der Spekulant nachvollziehen können.
Der Anfänger im Glauben und in der Spekulation erzielt Zufallserfolge, die ihm Mut machen, weiter zu glauben und zu spekulieren. Er hat sozusagen Blut geleckt und verlangt nach mehr.
Angesichts von Enttäuschungen und Irrwegen beginnt der Fortgeschrittene seine Obsession zu erforschen. Er will die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zutrifft, was er erhofft, und welchen Weg er einschlagen muss, um die Gefilde seiner Zuversicht zu erreichen.
Und so schaut er in die Vergangenheit, um Strukturen zu erkennen und Linien in die erhoffte Zukunft zu ziehen. Der Gläubige wird zum Schriftgelehrten und der Spekulant erforscht die über 100-jährige Börsengeschichte. Sie suchen Vorbilder, Muster, Systeme, die in der Vergangenheit taugten und hoffen so, die Zukunft zu gewinnen. Manche erheben das sogar zur Wissenschaft.
Dumm nur, dass der, der die Zukunft erschafft, sich nicht ausrechnen lässt. Noch dümmer, sich mit ihm nicht zu verbinden.