Unser Nachbar und die Kirche

Unser Nachbar hat das alte Pfarrhaus unterhalb unserer Kirche gekauft. Er ist Muslim und wollte dieses Haus unbedingt haben. Einen hohen Preis hat er dafür bezahlt und es dann aufwändig saniert.

Manchmal spricht er mich an, weil unsere große altehrwürdige Kirche so leer ist. Manchmal macht er sich darüber lustig, aber meistens bedauert er es. Er würde nämlich gerne im Schatten einer starken lebendigen Kirche wohnen.

Unser Nachbar ist fromm. Er hat einen Internet-Wecker für die Gebetszeiten in seiner Wohnung, Seine Frau trägt Kopftuch und ist sehr nett. Sie arbeitet gerne bei der Diakonie. Beide sind in ihrer Jugend aus ihrer muslimischen Heimat in das christliche Deutschland gekommen, weil sie unsere Lebenskultur, die demokratische Ordnung und natürlich auch den wirtschaftlichen Erfolg schätzen.

Sie haben es zu etwas gebracht in Deutschland. Durch Fleiß und Sparsamkeit haben sie es, obwohl sie eigentlich Hilfsarbeiter sind, zu einer großen Familie, Wohlstand und mehreren Häusern gebracht.

Und jetzt sieht unser Nachbar es mit großer Besorgnis, dass unsere große denkmalgeschützte Kirche immer ziemlich leer ist. Er kann sich etwas an seiner vollen Moschee erfreuen, fürchtet aber um die Rahmenbedingungen, weshalb er nach Deutschland gekommen ist.

Eine ähnliche Beobachtung mache ich im Kindergarten. Die muslimischen Familien schätzen den evangelischen Kindergarten sehr. Dort wird nämlich gebetet, es werden biblische Geschichten erzählt und es weht ein weltoffener christlicher Geist. Man geht fair und respektvoll miteinander um. Das alles mögen die Muslime an unserer evangelischen Einrichtung.

Wenn wir Christen schon aus uns selbst unserem Glauben ziemlich gleichgültig gegenüber stehen, sollten wir uns doch vielleicht von unseren muslimischen Nachbarn dazu motivieren lassen, Christen zu sein. Es ist nicht richtig, unseren wertvollen Glauben verpuffen zu lassen. Der christliche Glaube ist ein Fundament unserer freien und geordneten Welt.

Von außen spiegeln es unsere Nachbarn, wie wertvoll das ist, was viele Christen in Deutschland gering schätzen. Genügt das, um unsere Kirchen wieder mit christlichem Leben zu füllen? Es kommt nämlich nicht darauf an, dass möglichst viele Deutsche Kirchenmitglieder sind. Es kommt darauf an, dass wir unseren Glauben im Alltag kultivieren wie unser Nachbar den seinen. Er jedenfalls wäre glücklich darüber.

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